Heimatortsgemeinschaft Mardisch
e.V.

Kleine Chronik der Gemeinde Mardisch



Über die Gründungszeit der Gemeinde Mardisch sind geschichtlich greifbare
Anhaltspunkte und Tatsachen nicht auffindbar. Angenommen wird, dass die
Gemeinde in der Zeit nach 1212, aber vor 1300 gegründet worden ist und zu
einer der ältesten Gründungen des Schelker Stuhls gehört: demnach eine
Gemeinde auf ehemaligem Königsboden ist. Ein Prozess wegen der
Hattertgrenze, der sich vom 13. Jahrhundert bis zum Jahre 1790 mit den
Vorfahren und Nachkommen eines gewissen "Farkas Janos" und "Rovas"
abspielt, einem ungarischen Adelsgeschlecht gegen die Mardischer, lässt
ungeheuer tief blicken, wie erbittert dieser Kampf der Mardischer Sachsen
um ihre Freiheit und ihren Besitz gewesen ist. Dieses wertvolle Dokument lässt
uns annehmen, dass Mardisch schon im 13. Jahrhundert eine starke rein
sächsische Gemeinde war. Die Rumänen traten erst nach 1740 auf.

In diesem Hattertstreit wurden 31 Zeugen verhört und beim Ausgang desselben
die Hattertgrenze zu Ungunsten der Mardischer neu und ganz unnatürlich gezogen,
was auch heute festgestellt werden kann. Diese Kämpfe der Mardischer Sachsen
um ihre Freiheit und ihren Besitz, die Türkenkriege und die sich ablösenden innere
Unruhen im Lande scheinen ihnen keine Zeit für den Aufbau ihrer Gemeinde
gelassen zu haben. Alles blieb so wie man es vorgefunden hatte. Sicher ist, dass die
Kirche, wenigstens das Chor, im 13. Jahrhundert aufgebaut wurden; ebenso die
Befestigung und die Sicherheitskammern auf dem Friedhof-Kirchhof mit dem
sogenannten Rathaus. Daneben auf der einen Seite die Schule mit dem Predigerhof
und auf der anderen Seite das Pfarrhaus. Der Haupt- und Glockenturm ragte mehr
als vier Meter von den Schallöchern über die Giebelspitze des Kirchendaches hinaus.
Er stürzte im Jahre 1880 in sich selbst zusammen. Ein altes Kirchenbuch, angelegt im
Jahre 1717, enthält ein Inventar des Kirchenvermögens, die Gerechtsame der Parochie
und eine mangelhaft geführte Kassagebarung. Aus diesem geht hervor, dass die Kirchen-
gemeinde 312 Joch Waldungen, 16 Joch Parochialgrund, 16 Joch Predigergrund,
5 1/2 Joch Organistengrund und 20 Joch anderen Kirchengrund ihr Eigentum nannte.
Diesem gegenüber besaß die politische Gemeinde über 1200 Joch größtenteils
Waldungen. Bemerkenswert bezüglich der Lage dieser ausgedehnten Waldungen der
Gemeinde ist, dass die Kirchenwaldungen in allernächster Nähe des Ortes liegen und
überall, wenn es auch nur in 300 m Breite wäre, bis zur Hattertgrenze, von den
Waldungen der politischen Gemeinde fürsorglich schützend umrahmt werden.

Die älteste Matrikel, in welchen die Eintragungen der Pfarrer aus der katholischen Zeit
gewesen zu sein scheinen, ist verloren gegangen, so dass die Matrikelaufzeichnungen
nur mit dem Jahre 1766 beginnen. Der erste ev. Pfarrer von Mardisch war
Mathias Grondanis 1596. Danach folgten Michael Eigenius, Johannes aus Marktschelken,
Adamus Sonntag, Simon Schwarz, Georgius Müllerus, Georgius Roth, Michael Lorenus,
Johannes Paulini und Andreas Jekeli bis 1765. Von 1765 bis 1777 finden wir in Mardisch
als Pfarrer Martinus Groß, welcher am 20. Juli im 39. Lebensjahr hier starb. Während
unter Michael Lorenus das erste Inventar der Parochia und Eclesia angelegt wurde, geht
aus den Aufzeichnungen des Pfarrers Martinus Groß hervor, dass sämtliche kirchliche
Gebäude sehr reparaturbedürftig waren, da seit einem Menschenalter daran nichts
gemacht worden war. Der Turm musste gedeckt, der Glockenstuhl neu gemacht, der
Fußboden in der Kirche frisch gelegt und die hintere Stube auf dem Pfarrhof neu aufgebaut
werden. Auf dem Predigerhof sah es nicht besser aus und ebenso erneuerungsbedürftig
war das Schulgebäude. Pfarrer Groß starb, ohne dass auch nur eine dieser Arbeiten
durchgeführt werden konnte, da das nötige Geld fehlte.
Von 1777 - 1787 waren Simon Brandsch und Michael Eckardt als Pfarrer tätig. Der
14. Pfarrer der Gemeinde Mardisch war Andreas Leutschaft, der am 17. November 1816
im 74. Lebensjahr nach 29jähriger segensreicher Wirksamkeit hier starb. Unter ihm sind
alle kirchlichen Gebäude gründlich restauriert und das Pfarrhaus sogar durch neue Zubauten
um zwei Räume vergrößert worden. Um die Mittel dazu zu beschaffen, ließ er im Jahre 1790
zum ersten Male durch die Altschaft - Lokalkonsistorium - und die ganze Gemeinde die
Taxierung der Kästen- und Truhenstellen in der Kirche beschließen. Auch der Altar wurde
1789 durch einen gewissen Petersberger um 420 fl. 60 kr. und 8 Hektoliter Korn neu
hergestellt. Ebenso 1801 und 1802 von Orgelbauer Mätz die Orgel um 266 Gulden 30 kr.
Die führenden Männer in dieser Zeitperiode waren Michael Sonntag, Stefan Sonntag,
Georg Sonntag, Andreas Sonntag, Georg Fronius, Michael Fronius, Stefan Fronius,
Michael Binder, Andreas Binder, Stefan Albrich, Georg Eckardt und Andreas Zink.

Der Hattertstreit mit dem Herrengeschlecht der Farkas, der unter der Amtsführung des
Michael Lorenus aufs Neue entbrannt war, befand sich während des Pfarramts des
Andreas Leutschaft im letzten und heftigsten Stadium. Im Laufe der Jahre hatten sich in
Mardisch sehr reiche Familien gebildet, die die umliegenden Grundherren des Komitatbodens
weit überholten. Sonntag, Binder, Zank, Albrich und Fronius, spielten im 19. Jahrhundert
eine große Rolle und waren richtungweisend für die ganze weitere Entwicklung der
Gemeinde. Im Jahre 1801 erschien die Neuregelung der Verwaltung mit der Einführung
des Kuratoramtes. Im Jahre 1833 wurde die kleine Glocke angefertigt. Bis zu Beginn
des 18. Jahrhundert war das Hattertgebiet ausschließlich sächsischer Besitz. Schätzungsweise
betrug die Seelenzahl der Sachsen am Anfang des 18. Jahrhunderts 280 und an dessen Ende
340, Rumänen und Zigeuner waren ungefähr 70 Seelen.
Mardisch war Königsboden, die Mardischer waren keine Hörige.



 
 
 
 
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